Dienstag, 17. Dezember 2013

Von wegen Müsli ist gesund

Im Moment stehe ich auf Bircher Müsli und das mache ich mir selbst. Das ist meiner zweiten Läuferkarriere geschuldet. Da ist alles drin und es schmeckt gut. Unter anderem verwendet der gesundheitsbewusste Müslipanscher auch Weizen und zwar in ganzen Körnern. Aber woher nehmen? Tipp eines Kollegen: Bioladen! Klar, hätte ich selbst drauf kommen können.

Im Bioladen angekommen fällt mir als erstes der extrem scharfe Geruch auf, so gar nicht wie man das in einem Laden erwartet in dem giftfreie Lebensmittel feil geboten werden. „Boah das ätzt einem ja die Schleimhäute weg“ begrüße ich den Angestellten hinter der Theke. „Einen wunderschönen guten Tag“ entgegnet er mir und fährt fort „es ist frisch gestrichen“. Ich lache ihm entgegen „aber nicht mit Biofarbe!“. An der Mimik des Birkenstockträgers erkenne ich, dass er nicht gerade hoch erfreut ist über meine Kommentare, die eigentlich witzig sein sollten. Einem Angestellten wäre das vermutlich egal gewesen, so habe ich anscheinend den Chef des Hauses vor mir. Verstehe nicht was an meinen Äußerungen so schlimm ist. Wahrscheinlich kratzt ihn sein Pullover aus ungewaschener Wolle und er ist deswegen mies drauf. Wenn er mir auf der Straße begegnet wäre und mich jemand nach seinem Beruf gefragt hätte, hätte ich gesagt er ist ein Waldorf-Kindergärtner oder Verkäufer in einem Bioladen.

Um ihn wieder in Laune zu bringen lasse ich erkennen, das ich etwas kaufen möchte. „Ähem, Weizen suche ich, in ganzen Körnern – haben Sie so etwas?“. „Selbstverständlich“ sagt er und knallt ein Päckchen Mehl auf die mit Bioöl getränkte Theke. „Nein, ganzen Weizen für Müsli!“ sage ich. Haben wir auch sagt er, dreht sich um, greift zielsicher ins Regal und stellt ein kleines durchsichtiges Päckchen auf die Theke ungefähr so groß wie ein gerollter Waschlappen. Ich beäuge und betaste es und stelle fest, dass die Körner hart sind wie Granit. „Den kann man ja gar nicht essen!“ stelle ich fest und frage wie ich den weiche bekomme. „Nehmen Sie doch Mehl, dann haben Sie keine Probleme“ sagt er mit einem Grinsen breiter wie der neue Panama-Kanal.

Wir haben uns gefunden denke ich und es steht 1:0 für ihn. Aber der Ausgleich lässt nicht lange auf sich warten, wenn auch ungewollt. Die Tüte, die ich bis dahin ununterbrochen in den Händen herumgewalkt hatte reißt an ihrer schwächsten Stelle und gibt augenblicklich tausende von kleinen Körnern frei, die jetzt fröhlich im Laden umhertanzen. Und es klingt irgendwie nach Weihnachten wie die kleinen harten Körner glockenhell auf den Terrakottafliesen umherticken. Zählen kann ich sie nicht aber auf der Tüte, die jetzt ca. 450gr leichter ist, steht 500gr.

1:1 und damit unentschieden würde ich sagen.

Sekundenbruchteile später tobt ein Donnerwetter über mich herein, dass gar nicht aufzuhören scheint und schadstofffrei ist das auch nicht was die geschätzten 60kg Biomasse da herumkrakelt. Der kratzige Wollpullover macht einen guten Job. Die Kanonade schloss er ab mit den Worten „Ihr Verhalten sollte mal von einen Psychiater systematisch analysiert werden“ und weiter „darin steckt das Wort systematisch was bedeutet, dass es mit einer Sitzung nicht getan ist!“. Jetzt scheint er ruhiger zu werden und führt 2:1.

„Ja, und in dem Wort analysiert kommt auch ein Wort vor und dahin können Sie sich Ihre Körner stecken“ aber das denke ich nur und so bleibt er Sieger.

Ich kaufe ein anderes Päckchen und spare mir die Frage wie die Dinger weich werden. Das erfahre ich im Internet.

Jetzt mal ehrlich, so hätte er sich ja nicht aufführen müssen. Die sind aber auch unausgeglichen die Hageren.

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