Aaaaah, herrliches Wetter, nichts hält mich mehr im Bett. Ich schieße
senkrecht aus der Dunlopillo und mein Puls schießt mit. Der macht von 55 auf
120 in ca. 3 Sekunden. Astreine Sache. Wenn ich in diesen schönen Morgenminuten
allerdings gewusst hätte, was mir heute wieder bevorsteht und dass dies die Bekanntschaft
eines jungen indischen Knochenbrechers nach sich zieht, wäre ich in den kuscheligen
Hohlfasern liegen geblieben – echt jetzt. Auf die Bekanntschaft der netten
Empfangsdame im Krankenhaus hätte ich angesichts der Geschehnisse ebenfalls
gerne verzichtet - obwohl…
Aber eins nach dem anderen. Es ist also Sonntag und die Sonne macht was sie
immer tut, nämlich scheinen. Aber seit langer Zeit mal wieder direkt auf unser
kleines Häuschen und kein Wölkchen versperrt ihren Strahlen dabei den Weg. Selbst
der Mupf (ihr wisst schon, mein Schatz) blinzelt deutlich früher aus der
Bettwäsche wie üblich. Wir dachten uns, dass wir mal wieder ein gemeinsames
Läufchen machen könnten. Dazu habe ich in Google Earth eine Gegend mit wenig
Wald ausgesucht, damit wir so viel Sonnenstrahlen wie möglich einfangen können.
So sitzen wir schnell im Auto in freudiger Erwartung auf die schöne frische
Winterluft und auf neue, unbekannte Wege. Auf dem Parkplatz angekommen steigen
wir aus ziehen die Laufjacken und Handschuhe über und traben locker los, ganz
so wie immer, schön langsam der Sonne entgegen. Gegen Ende des Laufs, nach ca. eineinhalb
Stunden und ungefähr 2 km bevor wir wieder am Auto ankommen laufen wir, auch
wie immer, etwas schneller und jetzt passiert es. In einer matschigen
Linkskurve knicke ich heftig mit dem linken Fuß um. Mein Schmerzgebrüll ist dermaßen
laut, dass die ortsansässigen Jäger in dieser Gegend in den nächsten Monaten
sicher kein Wild mehr zu sehen bekommen. Das ist das Gute an der Sache. Das
Schlechte ist, dass ich unter heftigen Schmerzen und ebenso heftigen Flüchen bis
zum Auto zurück laufen muss, was bleibt mir auch anderes übrig?
Zu Hause angekommen sinkt mein Allerwertester erst mal in den Sessel und
der Kopf in Gedanken. Gedanken darüber, ob ich mir den Knöchel zuerst ansehen
soll oder ihn wegen der Schmerzen gleich kurz über dem Gelenk abhacken soll.
Ich hab mich für das Ansehen
entschieden. Booah, ziemlich geschwollen und der Klumpfuß sieht aus wie eine 2
Wochen alte Wasserleiche, an Auftreten ist jetzt nicht mehr zu denken. Auch am
nächsten Morgen noch nicht und das trotz Kühlung und Voltaren in Mengen mit der
man eine Region nach einem Erdbeben hätte versorgen können. Arbeiten muss deswegen
leider ausfallen. Auf den Arzt hab ich natürlich auch erst mal verzichtet. Bin
ja ein Mann und zum Arzt gehen wir erst wenn der Kopf nicht mehr auf dem Hals
sitzt. Erst am Dienstagmorgen, als es noch nicht viel besser war gehe ich zum
Hausarzt und zwar nüchtern, damit ich auch gleich mal wieder den jährlichen
Gesundheitscheck machen kann, mit
Blutabnahme und dem kompletten Programm. So lassen sich gleich zwei Dinge auf
einmal erledigen, wenigstens etwas.
Das Gebilde was ich bisher Bein genannt habe sieht aus wie ein Marchmallow
aufgepiekt auf einem Zahnstocher. Der Doc ist deswegen nicht in der Lage irgendwas
zu untersuchen und schickt mich direkt ins Krankenhaus. „Tja, mein Lieber“ sagt
er „Das muss mal geröntgt werden“. „Ok, wenn´s denn sein muss!“ erwidere ich
und mache mich sofort auf den Weg in die ortsansässige Klinik. Vorher hat er
mir noch Blut abgezapft und das berühmte Briefchen für die Stuhlprobe
mitgegeben. Damit soll ich an drei aufeinanderfolgenden Sitzung etwas von
meinen Verdauungsresultaten in die Vertiefungen schmieren, damit der gute Doc
später auswerten kann ob in den Verdauungsorganen alles in Ordnung ist, genauer
gesagt ob sich verstecktes Blut in der Kackpaste findet. Soviel vorweg, kein
Blut und alles in Ordnung. Eigentlich befürworte ich Weiterentwicklungen im
Allgemeinen aber jedes Jahr auf neue verfluche ich bei dieser Aktion die neue
Kackstuhltechnik. Aber auf das Thema muss ich in einem späteren Post nochmal
gesondert eingehen.
Zurück zum Fuss. Ich komme in der Klinik an und humpele unbeholfen zum
Haupteingang rein. Nachdem ich mich bei der Empfangsschwester brav angemeldet
habe nehme ich im Wartebereich Platz und beobachte das Treiben der anderen
Verletzten. Nach einer Weile kommt die Empfangsschwester nochmal angetrippelt,
welch nette Abwechslung. „Ich habe vergessen Ihre Telefonnummer zu notieren,
können Sie mir die bitte noch geben?“ flötet sie mir zu. Und mal ehrlich, wann
wird man als über 50-jähriger von einer netten Dame nach seiner Telefonnummer
gefragt? Genau, überhaupt nicht mehr. So gebe ich sie ihr natürlich gerne. Sie
trägt sie in das Formalitätenformular ein und während sie so auf dem Klemmbrett
herum kritzelt flöte ich zurück „Und wie ist Ihre Telefonnummer?“. So
verdattert hat mich lange niemand mehr angesehen und das flöten ist in ein
stammeln übergegangen als Sie mich fragt „Wie, Warum wollen Sie die denn
wissen?“ und ihr Mund bleibt nach der Frage offen. Ich antworte wahrheitsgemäß
„Na ja, sind wir mal ehrlich, Sie rufen mich doch sicher nicht an aber wenn ich
Ihre Nummer habe melde ich mich gleich heute Abend – versprochen.“. Ihr Mund
schließt sich, die Lippen pressen sich aufeinander und ihre Gesichtsfarbe bekommt
einen leicht geröteten Teint aber sie grinst als sie geht. Na also. (Teil 2
folgt)
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