Geschafft, der
erste Saunagang liegt hinter uns. Jetzt erst mal was trinken und ausruhen, für
was gibt es hier sonst eine Bar. Die Klangschalentherapie soll eigentlich
beruhigen, bei mir hat sie das Gegenteil bewirkt. Was mich jetzt beruhigen
könnte ist eine lauwarme Käsebrezel und die besorg ich uns jetzt. Wir machen
uns also auf zur Bar und dazu müssen wir quer durch die Saunahalle. Die
Saunahalle ist der Treffpunkt aller nach dem Saunieren in den verschiedenen Schwitzkabinen.
Dieser Marktplatz der Nackedeien, dieses Paradies für Spanner und Exhibitionisten
ist die geographische Zentrale des Areals. Hier trifft sich alles zum Plaudern,
Glotzen Trinken und Stinken.
Die Fleischbeschau der Superlative, durch die
müssen wir jetzt durch. Hier ist aber auch was los so kurz nach Silvester.
Viele haben noch Urlaub und nutzen die Zeit um sich den Dreck des vergangenen
Jahres aus den Ritzen zu schwitzen.
Die
unbedeckten Körper wecken irgendwie niederste Urinstinkte, die in jedem mehr
oder weniger tief schlummern. In der Sauna werden sie frei gelassen. Zum
Beispiel bei der mit der kräftigen Statur, die auffällig attraktiv wirken will.
Stolziert herum, dabei immer darauf bedacht Blicke auf sich zu ziehen. Sie
bedient dazu verschiedener Hilfsmittel. Zum Beispiel hat sie ein auffällig rotes
Handtuch um sich geschlungen, auffällig rot und auffällig klein verschwindet es
auf ihrem Körper wie ein Waschlappen auf einem Fußballfeld. Dann trägt sie auch
diese weißen Tackelschühchen mit Plastikdiamanten und Bommel auf dem Riemen sowie
hohen Pfennigabsätzen. Die Bewegungen, die sie macht sind nicht gerade elegant
aber wie soll sich ein Bergepanzer auf Fahrradreifen auch graziös bewegen? Und
dann ist da noch der Große mit dem solariumgebräunten Alabasterkörper der
eindeutig im Fitnessstudio hergestellt wurde. Läuft rum wie ein Alphatier mit
eingezogenem Bauch und stolzgeschwellter Brust auf der eine dicke Goldkette
signalisiert „Ich bin der Chef im Ring“. Aber der Hilfsmafiosi übersieht eine
Kleinigkeit. Wer mehr sein will als ein Alphatier und die Damen hier zur Begattungsbereitschaft
bringen will, der muss es machen wie ich. Brust raus, Bauch rein reicht da
nicht. Zusätzlich zur Brust muss auch klein Zoddel raus. Also Becken
vorschieben und mit leicht geknickten Knien und hängenden Armen selbstbewusst
durch die Menge schlendern. Nur so wirst Du zum Silberrücken. Das mach ich
jetzt und schlendere in Richtung Bar. Vorher vergesse ich noch versehentlich
mein Handtuch am Kaltwasserbecken in dem noch der Birkenstock vom Müsliman schwimmt.
Der Mupf schüttelt nur den Kopf aber er folgt mir, daran merke ich, die Körperhaltung
wirkt.
An der Bar
angekommen lassen wir uns die Käsebrezeln schmecken. Das was die Klangschale
nicht geschafft hat schafft jetzt die Hopfenkaltschale. Ich spüre jetzt zum
ersten Mal so was wie Entspannung. Wir beobachten die Textilfreien. Mein Schatz
macht das im Allgemeinen sehr gerne und eigentlich bei jeder sich bietenden
Gelegenheit und ich schimpfe dann immer. Aber in dieser Lokation beobachte ich
auch ganz gerne die Mitmenschen, besonders die Eine. Bis der Mupf fragt „In
welche Sauna wollen wir denn jetzt gehen?“.
Ganz in Gedanken überhöre ich die Frage und mein Schatz wiederholt und zwar laut.
Wachgerüttelt antworte ich wie aus der Pistole geschossen und dummerweise ziemlich
unüberlegt „In die wo die große Blonde mit den di….“. Der Rippenstoß vom Mupf
holt mich grob in die Wirklichkeit zurück und natürlich gehen wir in eine
andere Sauna.
Nach
weiteren drei Saunagängen ist die Zeit um und wir machen uns fertig zum Fahren,
schließlich müssen wir noch zum schwedischen Möbelhändler. Ich suche mein
Handtuch. Stimmt ja, das liegt noch hinten auf der anderen Seite des
Marktplatzes. Wie ich so dominant hinüber schlendere vernehme ich aus Richtung
des Kaltwasserbeckens aufgeregtes Stimmengewirr. Ich schaue in die Richtung und
sehe wie der studiogestärkte Grillbraten wie wild mit den Händen herum fuchtelt
und schimpft wie ein Rohrspatz. Als ich näher komme schnappe ich erste
Gesprächsfetzen auf und weiß jetzt auch, dass er aus Mafiosiland kommt „…wenne
isse dene erwisse…“ und so was wie „…Kleineolze“. „Was ist dem denn über die
Leber gelaufen?“ denke ich so bei mir und wie ich wieder nach vorne sehe kommt
mir just in dem Moment mein Freund der Müsliman entgegen. Komisch er trägt ja
gar keine Birkenstocks. Stattdessen hat er Flip-Flops an, die sind sicher aus
Hanf, jedenfalls aus irgend so einem strohfarbenem Gewächs. Während er wieder
die Augen verdreht als er mich sieht nicke ich im freundlich zu. In mir macht
sich so eine Ahnung breit. Wenn der Bioladenverkäufer jetzt keine Birkenstocks
trägt, können die auch nicht von ihm gewesen sein. Wessen Latschen habe ich
denn dann in das Becken getreten? Jetzt geht mir ein Flutlicht auf, es waren
die vom Hilfsmafiosi und deswegen hat der sich auch eben so aufgeregt. Nur gut,
dass niemand gesehen hat, das ich die Latschen in´s Becken gekickt habe. Ich
nehme mein Handtuch und gehe zum Duschen.
Nicht jeder spült
sich nach dem Saunagang ab bevor er ins Becken geht. Deswegen muss eine gründliche
warme Dusche sein, die schwimmenden Schweiß- und Fettaugen, schmiegen sich
nämlich unwillkürlich beim Ausstieg aus dem Becken an deinen Körper. In der
Dusche angekommen wasche ich also die rückfettenden Substanzen der anderen
Saunabadenden gründlich ab. Während ich das mache kommt der echte
Birkenstockträger in die Dusche und der ist immer noch sichtlich verärgert und
schimpft leise vor sich hin. „Isse so eine sseissenedregge. Abbe isse keine
andere ssuhe middegebraggte“. Ich frage unschuldig was los ist. „atte irgende
so eine Asseloche meine ssuh inne de Wassa geworfe!“ antwortet er mir
freundlich und ergänzt „wenn isse den erwisste ätte, dann ätte isse ihn im
Wassa ertränkte!“. Ui ui, wenn der wüsste. „Ach, ich glaube nicht, dass das
Absicht war!“ antworte ich ihm selbstsicher aber mit leicht mulmigem Gefühl im
Bauch und fügte noch hinzu „Ertränken ist schon richtig, alles andere wäre
Wahnsinn!“. Mittlerweile stehe ich in der Umkleide vor meinem Spint und ziehe
mich an. Der Pate steht 4 Schränke weiter rechts von mir und ich sehe wie er
eine goldene Uhr um sein Handgelenk zieht und das Bild fügt sich zusammen. Sein
Handtuch hatte nämlich auch goldene Initialen. Er steigt in seine Anzughose und
in die Biolatschen, streift das zur Hose passende Jacket über und verlässt ein
paar Minuten vor mir die Umkleide.
Am Ausgang
treffe ich meinen Schatz und wir gehen zusammen in Richtung Parkhaus. Dort
angekommen beobachten wir wie der römische Sonnengott mit einem Mercedes –
vermutlich Z-Klasse (Z wie Zuhälter) - aus dem Parkhaus fährt und einen
Radfahrer in beigem Wollpullover überholt. Das ist der Müsliman und alles passt
wieder zusammen. Einzig die Birkenstocks an den Parmesan-Füßen haben so gar
nicht gepasst.
Ich weiß
aber jetzt, dass Klangschalen im Vergleich zu Käsebrezeln mit Bier immer den Kürzeren
ziehen wenn es um eine wirksame Therapie geht. Und ich weiß auch, dass selbst
in der Sauna, in der eigentlich alle so herumlaufen wie sie geschaffen wurden, immer
der ein oder andere Hinweis zu finden sind, der die wahre Identität verrät. Und
wenn die Birkenstocks dem Müsliman gehört hätten, wäre diese Theorie auch voll
aufgegangen.
So jetzt nur
noch schnell zu IKEA. Wir wissen ja was wir wollen, es wird also nicht lange
dauern bis wir zu Hause sind.
Das war ja richtig spannend ... und merke für mich: immer erst den Teil 2 lesen, bevor man zum 3:2 gratuliert.
AntwortenLöschenVegane Biogrüße!
Danke. Ja, immer erst denn Schluss lesen, dann weißt Du wie es ausgeht. Wird Zeit, dass das auch beim Fernsehen geht. :-)
AntwortenLöschenDanke. Ja, immer erst denn Schluss lesen, dann weißt Du wie es ausgeht. Wird Zeit, dass das auch beim Fernsehen geht. :-)
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