Ich finde das Futter sofort nur leider ohne Plastikumhausung. Die schöne selbstgemachte Lauch-Hackfleischsuppe vom Schatz (Ihr wisst schon der Mupf) hat sich befreit und umschließt jetzt zähfließend Papiere, das Privathandy diverse USB-Sticks, Schlüssel und andere Kleinigkeiten die ihren festen Platz in meiner Arbeitstasche haben. Ich könnt schon wieder platzen. Tasche über dem Waschbecken auskippen, wiedermal herzlich Fluchen und mit dem Finger im Abfluss rühren, damit auch die größeren Stücke den Weg durch das Abflusssieb in die Kanalisation zu den Ratten finden. Kein Frühstück. In den Aldi kann ich nicht weil da ein Kran draufgefallen ist. Hier kommen aber auch wieder Dinge zusammen, die eigentlich nicht passieren können. Also Hungern bis Feierabend.
Wiedermal
selber schuld der Zoddel. Ich weiß ja, dass Tupperware gut ist und wir haben
auch Unmengen davon. Mittlerweile habe ich aber so was wie eine Allergie gegen
das Zeugs entwickelt und das zeige ich dem Mupf bei jeder sich bietenden
Gelegenheit indem ich das Nobelplastik boykottiere. Deswegen habe ich heute
Morgen die Billigversion eines Kaffeerösters gewählt, der seine Kernkompetenzen
anscheinend nicht kennt. Das hab ich jetzt davon. Wenn das der Schatz erfährt
ist das natürlich wieder Wasser auf des Mupfes Mühle und ich kann mir das
Hohngelächter schon jetzt lebhaft vorstellen. Es wird eine Ode an den
amerikanischen Schüsselproduzenten. Am besten Klappe halten und mit gekreuzten
Fingern erzählen wie gut es geschmeckt hat. Stimmt ja auch, den Ratten.
Hab ich
schon erwähnt, dass wir wirklich gigantische Mengen von dem Zeugs haben. Ihr glaubt es nicht aber wir haben mehr Schüsseln im Schrank als Damenschuhe im Regal und das will was heißen wo doch der Zalando fast wöchentlich hier anliefert. Könnte
mir vorstellen, dass die Jahresrohölproduktion der vereinigten Arabischen
Emirate für unsere Tuppersammlung draufgegangen ist. Egal welchen Schrank du in
der Küche aufmachst, es fallen dir erst mal ein paar bunte Plastikschüsseln
entgegen. Da tauchen Dinge auf zum Schneiden, Aufbewahren, Teilen,
Portionieren, Streuen, Einfrieren, Transportieren und zum sicheren Trennen des
Inhaltes von zum z.B. Arbeitstaschen. Für all das erfüllen die roten, rosa,
grünen, blauen, grauen, durchsichtigen, gelben Töpfe, Schüsseln, Becher, Pötte,
Siebe, Schälchen und Schalen, Salatschleudern und –Bestecke ihren Zweck. Und das
machen sie gut und bis dahin ist auch nichts dagegen einzuwenden. Aber müssen
es denn so viele sein, die ihren Weg in die hauseigene Ausrüstung finden. Und
stapeln geht nicht, weil die verschiedene Durchmesser haben und rund sowie auch
eckig sind. Die Deckel sind meist im Irgendwo der Schränke zu finden, nein zu
suchen, denn das Finden ist nicht immer sichergestellt.
Dank der
sogenannten Tupperparty´s kommt auch ständig irgendwas Neues dazu. Jedenfalls
bringt meine Herzallerliebste immer was mit. „War ein Gastgeschenk!“. Ja klar,
ein Gastgeschenk, so machen die also ihren Reibach – mit Gastgeschenken.
Ist schon
ein cleveres System. Jede Tuppertante ist eine wie Du und ich und verkauft
ihren Schwestern, Freundinnen und Schwägerinnen und mit Glück auch den
Bekannten von Schwestern, Freundinnen und Schwägerinnen das Plastiksortiment. Wenn
dann die Sättigung des Dunstkreises der Tuppertante eingetreten ist und das
schlechte Gewissen des „nicht kaufens“ der Erkenntnis weicht, dass jetzt aber
mal genug ist, dann ist im allgemeinen das Umsatzende in diesem Bekanntenkreis
erreicht. Jetzt muss eine neue Tuppertante das Erbe der der bisherigen antreten
um wiederrum deren Schwestern, Freundinnen und Schwägerinnen die Plastikwannen
anzudrehen. Das ist auch der Grund warum die Vermehrungsrate von Tuppertanten
denen eines potenten Mäusepaares gleicht. Ich jedenfalls kenne eine Menge
Damen, die mal irgendwann eine Tuppertussie waren.Alle Tuppertussies werden bevor sie auf die Damenwelt losgelassen werden, auf den Job eingeschworen und bekommen eine rhetorische Ausbildung in denen sie überzeugende Wortkombinationen lernen, die die anwesende Damenwelt zum Ausfüllen des Bestellzettels bewegt. Es sind Worte wie ganz praktisch, super praktisch, extrem praktisch und ganz toll, die die Kasse klingeln und die Produktion in Fernost aus Kunststoffgranulat Dippchen formen lässt. Ja, einfacher kann verkaufen kaum sein. Und so werden es immer mehr High-Tech Produkte, die den Weg in unsere Schränke finden und die dort ihrer eigenen Kompostierungshalbwertzeit von geschätzten 10.000 Jahren entgegen blicken.
Bis dahin
kann aber einiges geschehen – so wie neulich. Ich wollte den Rest vom Gulasch
„eintuppern“ (so nennt es die Fachfrau) aber das war nicht so einfach. Es waren
auch nur zwei oder drei Millimeter die der Deckel im Durchmesser kleiner war
als das Unterteil. Gut denke ich, muss wohl so sein bei einem zuverlässigen
Produkt, das in der Arbeitstasche nicht ungewollt seinen Deckel abwerfen darf.
Ich ächze und würge, arbeite mit haushaltsüblichen Hilfsmitteln wie Hammer und
Schraubenzieher aber alles ohne nennenswerte Erfolge. Immer wenn ich fast rum bin und
nur noch wenige Millimeter fehlen um den Deckel dauerhaft und umlaufend einzurasten,
springt er auf der gegenüberliegenden Seite wieder aus der Rastung. Durch die
leichte Krümmung sieht der Deckel dann so aus als würde er grinsen, der
Drecksack. Na warte denke ich und grinse zurück, bin ja kein kleiner Dummkopf
und so fällt mir ein, technikbewandert wie ich nun mal bin, dass Wärme Material
zum Ausdehnen bewegt. Also heißes Wasser über den Deckel laufen lassen und
tatsächlich lässt er sich zum Ausdehnen erweichen. Das dauerhafte Einrasten
gelingt aber immer noch nicht. Heiß
reicht nicht und deswegen versuche ich es mit kochendem Wasser und siehe da, Finger
verbrannt aber Deckel sitzt. Ist halt Qualität. Ich höre wie ein Auto vorfährt,
der Mupf kommt vom Einkaufen zurück. Die Zeit, die mein Schatz braucht vom Auto
in die Küche zu kommen nutzt der Deckel hinterlistig um abzukühlen und Spannung
aufzubauen. Und gerade wie der Mupf die Küche betritt in der ich ihm mit
stolzgeschwellter Brust demonstrieren will, dass ich Herr über eine Schüssel
mit Deckel geworden bin ist der schon wieder soweit erkaltet, dass er sich auf
dem schmalen Rand nicht mehr halten kann und verabschiedet sich mit einem
lauten Plopp von seiner kurzfristigen heißen Beziehung und macht sich auf den
Weg zur Küchendecke. Ich beobachte ihn dabei, nach halbem Weg hat er eine
viertel Drehung, wenn er also oben ankommt hat er eine halbe Drehung hinter
sich, was bedeutet, dass er mit der Gulaschseite… Ich habe den Gedanken noch
nicht fertig gedacht als ich das schmatzende, kussähnliche Geräusch vernehme mit der die
Küchendecke den Drecksack begrüßt. Weil das Gulasch recht dick ist verweilt er dort
auch kurz und begibt sich alsdann auf den Rückweg. An der Decke hinterlässt er die
Signatur dieses Missgeschicks in Form einer gulaschbraunen Schmetterlingssilhouette.
Jetzt liegt er auf dem Boden und … grinst. Mich packt mich die Wut und ich
trete das Gulasch mitsamt seiner Schutzhülle mit Anlauf aus der Haustür. Mupf
schaut mich entgeistert an und flüstert mir zu „Die Deckel von Allegra passen
doch nicht auf die Schüsseln von Junge Linie, tse“ und ich stoße die Stirn an
den Küchenschrank und schüttele den Kopf.
Immer wenn
ich mal eines dieser Wunderwerke einem sinnvollen Zweck zuführen will, zum
Beispiel zur Aufbewahrung von Schrauben und Nägeln um sie vor dem korrodieren
zu bewahren oder lebenden Angelködern um deren Flucht zu verhindern, dann ist
es mit Sicherheit jenes, welches im Schrank ganz hinten steht. Und im Schrank
rumstehen ist die Hauptaufgabe der Wunderprodukte. Im Schrank rumstehen Luft
bunkern und Platz wegnehmen anstatt im Kühlschrank Lebensmittel zu lagern oder
eben in der Werkstatt sinnvolles zu tun. Also erst mal den ganzen Klumbatsch
rausräumen, Dose greifen und dann wieder einräumen. Das nervt und kostet Zeit. Ich
knie vor dem Unterschrank und wühle was das Zeug hält, einen passenden Deckel
finde ich aber nicht. Nur der Mupf weiß wo er ist. Der Mupf ist aber nicht da,
er ist auf dem Kerzenabend bei der Nachbarin.
Ach Paps, da bekommt man ja fast Mitleid. Aber auch wirklich nur fast!
AntwortenLöschenImmer wieder schön. Bitte mehr davon Zoddel. Gruß Oli N aus N
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