Um 12 Uhr
sitzen wir bereits im Auto. Während der Fahrt plaudern wir über dies und das
und so erfahre ich, dass mein Schatz unbedingt die Honigsauna machen will, die
macht nämlich eine schöne zarte Haut.
Gegen 12.30
erreichen wir unser Ziel und begeben uns auf direktem Weg in den Saunabereich.
Das hat mein Schatz (der Mupf) vorgeschlagen, sonst haben wir zuerst immer ein
paar Bahnen im großen Schwimmbecken gezogen. „OK, sagte ich „gehen wir gleich
in den Saunabereich“, denn auf Schwimmen hatte ich sowieso keine Lust. Im
Saunabereich angekommen legen wir die Taschen ab, entledigen uns unserer Klamotten
und ich folge dem Mupf in die erste Schwitzkabine. Es ist die große. An der Tür
steht Ying&Yang Sauna, Temperaturbereich 85 bis 95 Grad. Wir betreten das
Halbdunkel der Kabine und stellen fest, dass die schon gut gefüllt ist mit nackigen
Leibern. Einer der Leiber, ein recht hagerer, weicht erschrocken zurück als wir
die Kabine betreten. Ein paar Sekunden später weiß ich auch warum. Es ist der
Müslifritze aus dem Bioladen. Er ist aber auch schwer zu erkennen in dem schummrigen Licht und ohne Wollpullover. Die
Birkenstocks vor der Kabine hätten mir allerdings einen ersten Hinweis geben können.
Im Vorbeigehen rufe ich ihm freundlich zu „Ich brauch neue Weizenkörner und ich
weiß jetzt wie die Dinger weich werden, bis bald!“. Er legt den Kopf in die
Hände und schüttelt denselben (Für Insider – es steht jetzt 2:2)(Insider werden - klick hier). Wir suchen
uns ein Plätzchen in der zweiten Sitzreihe, breiten die Handtücher aus und
machen es uns bequem. Ich sitze in einer Ecke und rechts neben mir sitzt mein
Schatz. Die Ecke verschafft mir ein wenig Platz und gerade als mich darüber
freue verdunkelt sich der Raum. Ein Dicker tritt ein und verhindert, dass ein Rest
des ohnehin schon spärlichen Tageslichtes durch die Glastür ins Innere fällt.
Er ist noch ca. 7m entfernt, watschelt unbeholfen aber zielstrebig immer näher
an uns heran. Ich schaue mich verängstigt um aber der einzig freie Platz den ich
entdecke ist der neben mir. Er kommt schnaufend an und wirft sein Handtuch –
wie kann es auch anders sein - direkt neben mich auf die Bank in die Ecke.
Jetzt besteigt er die erste Sitzreihe. Hierzu stampft er ein Bein, welches
ungefähr so viel wiegt wie mein Vordermann im Ganzen, auf die erste Bankreihe.
Das ist auch die auf der meine Füße ruhen. Nach ein paar röchelnden Atemzügen,
die ihm wieder ein wenig Sauerstoff verschaffen, zieht er das zweite Bein nach.
Jetzt steht er neben mir, den Allerwertesten in Richtung Raummitte und richtet
sein Handtuch aus. Also er steht und ich sitze, was bedeutet, dass wir nicht
auf gemeinsamer Augenhöhe sind. Was auf meiner Augenhöhe ist, ist sein Genital.
Glücklicherweise fristet das ein zurückgezogenes Dasein zwischen Fettschürze Oberschenkeln
und lugt deswegen nur wenig hervor. Um eine sitzende Position zu erreichen muss
er sich drehen. Diese Bewegung leitet er jetzt ein und weil ich damit rechne
beuge ich mich soweit ich kann in Richtung Schatz und entgehe so rechtzeitig einem
ungewollten Arschhaar-Gesichtspeeling.
Der
Schwitztempel ist jetzt proppenvoll aber einer kommt noch rein. Er trägt ein
T-Shirt und Shorts auf dem Arm hat er ein paar Schüsseln. Ich stelle dem Mupf
das hessische Fragewort „Häääh?“. (Die Übersetzung für nicht Hessen: „Warum hat
der Klamotten an, was will der noch in der vollen Sauna und was hat er mit den Schüsseln
vor?“). Mupf glotzt mich ahnungslos an, so zumindest interpretiere ich ihren
wirren Gesichtsausdruck so. Der Angezogene kommt auf uns zu und stellt die
Schüsseln in die Ecke in der der Überproportionierte sitzt. Der muss jetzt noch
näher zu mir aufrücken, was er unter ächzen und stöhnen auch tut. Die Bank auf der
er sitzt tut es ihm gleich und mir wird so langsam warm. In der Ecke sind jetzt
5 Schüsseln auf einem Handtuch aufgebahrt. Ich verstehe immer noch nicht. Endlich
ergreift der Klamottenträger das Wort und heißt alle Schwitz- und
Schweißfreunde in der Klangschalenschwitzrunde willkommen. Jetzt verstehe ich, überblicke
das Ausmaß dieses Events aber noch nicht. Er erklärt verzückt und melodiös mit
den Bewegungen eines vom anderen Ufer kommenden „Ich werde eine Klangschale
anstoßen und zwischendurch einen Aufguss machen, danach werde ich den Duft des
Rosmarin sanft im Raum verteilen“. „Klasse!“, denke ich „in einer
Klangschalentherapie bin ich gelandet“. Hab ich mir doch schon immer gewünscht.
Ich drehe den Kopf zur Seite und schaue den Schatz an und der blickt zurück.
Fehler. Bisher war es nur blöd, jetzt wird es auch noch peinlich, denn der Mupf
grinst sich nicht nur eins, nein, er muss lachen wie er in mein ausdrucksloses
Antlitz sieht und zwar laut. Der Zeremonienmeister lässt sich davon aber nicht
entmutigen und beendet die Erklärung tanzend „… dann werde ich verschiedene
Klangschalen anstoßen und den Raum verlassen, dann ist die Veranstaltung
beendet“. So schnell geht es aber dann auch wieder nicht, denn wir müssen noch lernen
wie wir sitzen und Atmen, nämlich aufrecht, die Hände auf den Oberschenkeln und
tief und langsam ein- und ausatmen. Vor Staunen habe ich wirklich fast
vergessen zu atmen. Er bittet noch alle Insassen bis dahin die Sauna nicht zu
verlassen. Jetzt nimmt er einen mit Leder umwickelten Holzklöppel mit dem er mit
sanfter Gewalt auf die Schüsselkante schlägt. Den Schlag lässt sich die Schüssel
nicht gefallen und jammert ein klagvolles und langanhaltendes Lied, welches sie
vermutlich im tibetischen Hochland gelernt hat. Der Dompteur trägt sie jetzt
auf der offenen Hand liegend bedeutungsvoll durch den Verschlag. Mir geht jetzt
durch den Kopf, dass Tupperware durchaus auch Vorteile hat. Ich schaue mich in
der Menge um und erkenne im Schummerlicht, dass einige richtig mitmachen. Mehr
noch, sie wiegen den nackigen Schweißüberströmten Oberkörper langsam nach vorn
und hinten, was mich an die Zombiefilme aus den 70ern erinnert. Die haben im
Gegensatz zu mir sicher gewusst was ihnen hier blüht und vielleicht ist außer
dem Müslifritzen sogar noch jemand absichtlich hier. Der Meister wirft jetzt Kräuterwasser
mit einer Kelle in die glühenden Steine und lässt ein dickes Frotteehandtuch über
seinem Kopf rotieren. Ich weiß nicht warum aber in dem Moment wünsche ich mir,
das die doppelt umgenähte Handtuchspitze die
Am Ende ist jeder
von uns ist um eine Erfahrung reicher. Mein Schatz weiß jetzt, dass es keinen
Sinn hat mit mir gemeinsam in so eine oder ähnliche Veranstaltung zu gehen. Und
ich weiß, dass der Mupf mich mit Absicht hier hinein gelockt hat. Kann es
Zufall sein, dass wir gerade heute, um genau diese Uhrzeit ausgerechnet in der
Ying&Yang Sauna landen. Und wie ist zu erklären, dass wir direkt in die
Sauna gegangen sind, ohne wie sonst immer, vorher noch ein paar Bahnen zu
schwimmen. Ein weiteres Indiz: Mein Schatz wusste wo die Tafel mit den
Aufgusszeiten hängt, sie wollte nämlich nachschauen, wann die Honigsauna
stattfindet und hat den Aushang ohne Umwege gefunden. Ich bin sicher, die hat
sie bei ihrem letzten Besuch auswendig gelernt, damit sie mich heute pünktlich
zur Therapie bringen kann. Ja, und wenn es jemanden gibt, der weiß, dass ich
eine Therapie brauche, dann ist es mein Schatz.
Was in der
Sauna und im blau gelben Möbelmarkt noch geschehen ist erfahrt ihr bald an dieser Stelle.
Mal wieder sehr lustig! Ich bin regelmäßiger Leser von den Zoddelnews.Mach weiter so Zoddel!
AntwortenLöschenGratulation zum 3:2 ! :-)
AntwortenLöschenDanke ihr beiden.
AntwortenLöschenHerrlich!
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